Hilfe bei Zwangsstörungen
Leiden Sie unter zwanghaften Gedanken? Müssen Sie wieder und wieder kontrollieren, ob Sie eine Sache durchgeführt haben?
Bei Zwängen leiden die Betroffenen unter starken Impulsen, eine Handlung durchzuführen. Dies lassen sich aus Sicht der Betroffenen kaum unterdrücken. Viele leiden unter wiederkehrenden und als unkontrollierbar erlebten zwanghaften Gedanken.
Zwänge werden unterteilt in:
- Zwangsgedanken und
- Zwangshandlungen
- beide können auch in gemischter Form auftreten
Beipsiele für häufige Zwänge
Kontrollzwänge (äußern sich beispielsweise darin, dass man sich umdreht um zu kontrollieren, ob auch niemand auf der Straße liegt)
Reinigungszwänge (diese zeigten sich etwa bei Personen, welche sich viele Male oder längere Zeit ihre Hände reinigen)
Zwangsgedanken (Betroffene Zählen beispielsweise zur Entlastung eine gewisse Zahlenreihenfolge auf. Es kann aber auch vorkommen, dass jemand große Angst davor hat, jemandem etwas anzutun)
Sexuelle Zwänge („Was, wenn ich etwas sage oder mache, was sich nicht gehört?“)
Die Zwangshandlung oder ein neutralisierender Gedanke führen in der Regel kurzfristig zu einer inneren Entspannung. Dies macht es dem Patienten/ der Patientin nicht leicht, dem Zwang zu widerstehen. Wird der Zwang nicht durchgeführt, wird die innere Anspannung nicht reduziert. Eine Zwangsstörung nimmt manchmal viel Zeit ein. Dies kann beim Betroffenen zu einem hohen Leidensdruck führen. Problematisch ist es auch, wenn die ganze Familie in die Zwangshandlungen eingebunden wird. Ein störungsfreier oder entspannter Alltag ist dann oft kaum mehr möglich. Das Berufs- und/ oder Alltagsleben kann bei einer Zwangsstörung leicht bis schwer beeinträchtigt sein.
Psychotherapie der Zwangsstörung
Eine Ablenkung durch die Auseinandersetzung mit anderen Gedanken bei Zwangsgedanken kann kurzfristig zu Erleichterung führen. Auch eine Rückversicherung bei anderen Personen („Habe ich die Herdplatte ausgedreht?“) kann kurzfristig zu einer Entlastung führen. Langfristig wird die Zwangsstörung durch diese Verhaltensweisen aber aufrecht erhalten.
Wie sieht die Therapie der Zwangsstörung aus Sicht der Verhaltenstherapie aus: Zunächst erarbeiten wir gemeinsam ein individuelles Krankheitsmodell. Sie werden ausführlich über das Phänomen der Zwangserkrankung und daraus folgenden Konsequenzen aufgeklärt. Gemeinsam wird ein Therapieplan erarbeitet. Sie werden lernen, sich schrittweise mit unangenehmen Impulsen und Gedanken auseinanderzusetzen. Dazu braucht es Motivation, da dies natürlich zunächst nicht angenehm, jedoch aus Sicht der Verhaltenstherapie ein wichtiger Behandlungsschritt ist.
Zudem ist in manchen Fällen die Therapie Ihrer Gedanken im Vordergrund. In der Kognitiven Therapie geht es darum, dass Sie wieder mehr Vertrauen in sich entwickeln, ihre Verantwortung für Ereignisse richtig einschätzen und auch lernen, Gefahren adäquat zu beurteilen
In einigen Fällen kann (zunächst) eine psychopharmakologische Unterstützung durch einen Facharzt für Psychiatrie hilfreich oder gar notwendig sein.
Einbezug Angehöriger in die Therapie
Für ZwangspatientInnen ist es oft sehr wichtig, sich bei ihren Angehörigen oder Freunden „Sicherheit“ und damit Entlastung zu holen. Dies folgt beispielsweise in Form von Fragen, wie „Habe ich auch die Herdplatte ausgedreht?“ Man spricht von Rückversicherungsverhalten.
Aus diesen Gründen ist für die Behandlung von Zwängen eine Einbeziehung des Partners/der Partnerin oder der Familie oft sehr wichtig. Eine Teilnahme an zumindest einer Therapiesitzung kann notwendig sein. Dies gewährleistet auch ein Krankheitsverständnis der Umgebung und erleichtert dadurch die Psychotherapie der Zwangserkrankung.